Kommunikation - Eine Betrachtung

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„Man kann nicht nicht kommunizieren" - Kommunikation ist nicht nur für uns ein sehr vielschichtiger Begriff.

Der österreichische Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut und Philosoph Paul Watzlawick (1921 - 2007) hat gemeinsam mit Janet H. Beavin und Don D. Jackson die fünf metakommunikativen Axiome entwickelt. Das bekannteste, "man kann nicht nicht kommunizieren", weist darauf hin, dass es Menschen unmöglich ist, nicht zu kommunizieren. Neben Worten, Sprechgeschwindigkeit, Tonfall, Lachen, Pausen, Seufzen, Gesten, Mimik, Körperhaltung usw., sind auch Schweigen und Nicht-Beachten Verhaltensweisen, die Personen an den Tag legen. Verhalten ist also nicht zu vermeiden und darum ist nicht zu kommunizieren unmöglich.

Klaus Merten führt in seinem Werk "Kommunikation - Eine Begriffs- und Prozeßanalyse" 160 (!) Definitionen von Kommunikation an, vergleicht diese und unterscheidet in einem eigenen Raster in subanimalische, animalische, Human- und Massenkommunikation (Merten, 1978, S. 29ff).

Bei Heinz Pürer (2014) sind diese vier Bereiche mit Bezugnahme auf Merten folgendermaßen erklärt:
Bei subanimalischer Kommunikation geht es um technische oder naturwissenschaftliche Erscheinungen von Kommunikation wie etwa die Wechselwirkung zweier magnetischer Substanzen aufeinander oder die Entstehung einer Verbindung aus zwei Molekülen.

  • Bei animalischer Kommunikation ist die Kommunikation zwischen Lebewesen, sei es zwischen Tieren oder zwischen Menschen und Tieren gemeint.
  • Humankommunikation ist ausschließlich Kommunikation unter Menschen angesprochen. Ihr besonderes Kennzeichen ist die Verfügbarkeit eines sprachlichen Kanals über und neben anderen, nonverbalen, Kommunikationskanälen.
  • Mit Massenkommunikation ist eine besondere Form der Humankommunikation gemeint, die sich mittels technischer Medien, also indirekt, an eine Öffentlichkeit richtet und in aller Regel einseitig abläuft.

Pürer ergänzt diese Systematisierung von Merten um die computervermittelte Kommunikation, bei der neue Kommunikationsformen gemeint sind, die durch das Verschmelzen von Telekommunikation, Computerisierung und herkömmlichen elektronischen Massenmedien möglich geworden sind. Die (teilöffentliche) Kommunikation in und mittels sozialer Netzwerke wie Facebook oder auch Twitter nennt Pürer als Beispiele dafür.

Zusammengefasst unterscheidet Pürer gemäß dieser Differenzierung in zwei Bereiche, die Kommunikation im weiteren, sowie im engeren Sinn:
„Summa summarum kann man der hier dargestellten Differenzierung zufolge also zwischen Kommunikation im weiteren sowie im engeren Sinne unterscheiden. Kommunikation im weiteren Sinne meint alle Prozesse der Informationsübertragung und bezieht technische, biologische, psychische, physische und soziale Informationsvermittlungssysteme ein. Unter Kommunikation im engeren Sinn versteht man einen Vorgang der Verständigung und der Bedeutungsvermittlung zwischen Lebewesen (vgl. Maletzke 1963, S.18).“ (Pürer 2014, S. 64)

Diese Kategorisierungen zeigen auf, dass es sich bei Kommunikation um etwas sehr Vielschichtiges handelt. Roland Burkhart (2019, S. 20) beleuchtet das Thema Kommunikation von einer sehr spezifischen Seite und geht in seiner grundlegenden Bestimmung des Kommunikationsbegriffes nicht dem, sowohl in der Alltags- als auch in der Wissenschaftssprache anzutreffenden, inflationären Gebrauch dieses Wortes nach. Er versucht jene Dimensionen der Begriffsrealität herauszuarbeiten, die sich mit der Humankommunikation als Grundlage für Kommunikationswissenschaft beschäftigen. Er rückt soziale Kommunikationsprozesse in den Mittelpunkt. Demnach ist für Burkhart (1998) Kommunikation zunächst grundsätzlich ein soziales Phänomen. "Sozial" bezeichnet in diesem Zusammenhang jene Verhaltensweisen, die Lebewesen im Hinblick aufeinander verrichten. Für die menschliche Kommunikation hebt Burkhart den Begriff der „sozialen Handlung", also den intentionalen Charakter menschlichen Tuns hervor. Die Tatsache, dass es Menschen möglich ist, mit seinem Handeln ganz bewusst Ziele zu verfolgen, gilt auch für das kommunikative Handeln, das nicht um seiner selbst Willen gesetzt wird, sondern stets Mittel zum Zweck ist.
Einerseits ist - als konstantes Ziel - die Intention kommunikativen Handels etwas mitteilen zu wollen, also eine Verständigung zwischen Kommunikationspartnern. Diese Verständigung ist erreicht, wenn die Kommunikationspartner die zu vermittelnde Bedeutung auch tatsächlich "miteinander teilen".

Andererseits gibt es - als variables Ziel kommunikativen Handelns - spezifische Kommunikationsinteressen, die auf Interessenrealisierung abzielen.
Eine solche Realisierung kommunikativer Interessen liegt dann vor, wenn die mit der jeweils gesetzten kommunikativen Aktivität beabsichtigten Folgen auch tatsächlich eintreten. Daraus ist ein "Prozesscharakter" von Kommunikation zu erkennen. Damit ist Kommunikation als Begriff verdeutlicht, der erst verwendet werden kann, wenn die wechselseitig vollzogene Bedeutungsvermittlung eine Realisierung der Verständigung mit sich bringen kann.
Das Vorhandensein eines Mediums ist immanenter Bestandteil von Kommunikation. Diese Vermittlungsinstanz zwischen den Kommunikationspartnern macht es erst möglich, eine Anzahl von Ausdrucksformen zu bilden, innerhalb derer verschiedene Bedeutungsinhalte als unterschiedliche Zeichen manifest werden. Menschen sind dazu in der Lage, Zeichen stellvertretend für etwas Gemeintes zu verwenden. Diese Zeichen werden auch Symbole genannt. Das in Beziehung treten mit Hilfe von gemeinsam verfügbaren Zeichen, die wechselseitig vorrätige Bedeutungsinhalte im Bewusstsein aktualisieren, kann daher als symbolisch vermittelte Interaktion begriffen werden.
Kommunikationspartner sind einerseits der Kommunikator, der etwas mitteilen will und andererseits der Rezipient, der etwas verstehen will. Eine Mitteilungs-Handlung verlangt stets nach einer Verstehens-Handlung und umgekehrt. Burkhart spricht von Reziprozität. Nur dann aber, wenn Verständigung über die mitgeteilte Aussage zustande kommt, wenn also beide Kommunikationspartner in der Lage sind, die Bedeutungsinhalte der medial „verpackten“ Aussagen auch tatsächlich miteinander zu teilen, hat Kommunikation stattgefunden (Burkhart, 2019, S. 58 ff).

Literatur zu dieser Betrachtung

Burkhart, R., (2019). Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder.
       Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. (5. Aufl.). Wien: Bölau Verlag.

Merten, K. (1977). Kommunikation. Eine Begriffs- und Prozeßanalyse.
       Opladen: Westdeutscher Verlag.

Pürer H., unter Mitarb. von Philip Baugut (2014). Publizistik- und
       Kommunikationswissenschaft. (2. Aufl.). Konstanz: UVK-Verlags GmbH.

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